
Man hat die Ursitze der Hellenen nach Ostungarn verlegt, aber in hellenischen Sagen auch verblaßte Erinnerungen an eine noch weiter zurückliegende Vergangenheit in Mittel- bis Nordwesteuropa erkennen wollen. Vorgeschichtsforschung und Sprachwissenschaft haben drei Haupteinwanderungen jeweils von den Gebieten der unteren Donau her ergeben, die der Lonier, vielleicht um 2000 v.d.Z., die der Achaier und Aioler um 1400 oder 1300 v.d.Z. und die der dorischen Stämme um 1100 v.d.Z. Man muß sich diese Haupteinwanderungen, denen aber Einwanderungen kleinerer Scharen vorausgegangen und nachgefolgt sein mögen, als das Vorrücken und schließliche Ansässigwerden landsuchender bäuerlicher Krieger vorstellen, welche auf Ochsenwagen selbst ihre Hausschweine mittel- bis nordwesteuropäischer Herkunft mit sich führten.
Die Hellenen fanden in Griechenland eine einheimische Bevölkerung vor, welche nach Schädelfunden und bildlichen Zeugnissen der Rasse nach in ihrer Hauptmasse als vorwiegend westisch mit vorderasiatischem Einschlag erscheint, eine Bevölkerung mit mutterrechtlichen Anschauungen und bestimmten Glaubensvorstellungen, welche Schuchhardt in seinem für die hellenische Vorgeschichte und Frühgeschichte besonders wertvollen Buche Alteuropa (1926) als kennzeichnend für die (vorwiegend westischen) Mittelmeervölker Alteuropas beschrieben hat.
Die eindringenden hochgewachsenen, hellhäutigen, blonden, helläugigen Hellenen mit vaterrechtlicher Geschlechterordnung, die Leichenverbrennung ausübend, als Waffen Panzer und Beinschienen und den Rundschild (aspis) mitteleuropäischer Herkunft gebrauchend, wurden nun zur Herrenschicht über die kleingewachsene, dunkle Vorbevölkerung, der Mutterrecht, Leichenbestattung und Langschild eigen waren. Ein Ringen auch der Kunststile, der eingeführten nordeuropäischen mit den einheimischen beginnt, ein Ringen der Glaubensvorstellungen und Sitten, welches teils zu Verdrängungen des Einheimischen durch das Nordeuropäische, teils zum Ausgleichen, teils zu einem dauernden Ringen beider führt, bis endlich bei Schwinden der nordischen Rasse im Hellenentum nicht-nordisches Glaubens- und Kunstempfinden, nicht-nordische sittliche Anschauungen sich durchsetzten. Am Beispiel des Glaubenslebens hat Kynast in seinem Buche Apollon und Dionysos. Nordisches und Unnordisches innerhalb der Religion der Griechen (1927) dieses Ringen der Rassenseelen im Hellenentum erwiesen. Man könnte die ganze hellenische Geistesgeschichte wie die hellenische Staatengeschichte als eine Auseinandersetzung nordischen Geistes und nicht-nordischen darstellen.
Daß die Hellenen oder doch die Herrenschicht der Stämme hellenischer Sprache, also die Nachkommen der von der unteren Donau her eingewanderten Sprachüberbringer, der Rasse nach nordisch waren, ist im Jahre 1842 zuerst von dem englischen Schriftsteller Bulwer (Lord Lytton) erkannt worden. Heute betont ein Geschichtsforscher wie Beloch diese Tatsache gleich zu Beginn seiner Griechischen Geschichte (Bd. 1, 1912). Ich konnte in meiner Rassengeschichte des hellenischen und des römischen Volkes (1929) aus Homer, Hesiod, Alkman, Pindaros, Hippokrates, Bakchylides und auch späthellenischen Dichtern die Zeugnisse dafür angeben, daß die Hellenen Götter und Göttinnen, Helden und Heldinnen als Gestalten nordischer Rasse sehen, daß sie aber auch, von den nordischen Rassenmerkmalen ihrer Zeitgenossen berichten. Die bildende Kunst der Hellenen stellt den edlen Menschen immer nur als einen Menschen nordischer Rasse dar, während sie den Bildwerken der als unedel zu kennzeichnenden Menschen Merkmale der ostischen, vorderasiatischen und negerischen Rasse verleiht. Ein Sokrates mit seinen unnordischen Zügen wird von seinen Zeitgenossen selbst durchaus als eine Ausnahme empfunden.
Die rassische Schichtung ist im athenischen Staatswesen nie so deutlich hervorgetreten wie in Sparta. Die Überschichtung vorwiegend nordischer Geschlechter gehörte in Athen einem früheren Abschnitt der Vorgeschichte an als in Sparta. Hat sich in Sparta bei der Herrenschicht immer eine gewisse Empfindung rassischer Verschiedenheit gegenüber den unteren Schichten erhalten, so fühlten sich die Athener bis auf die Sklavenschicht viel mehr als ein einheitliches Volk. Als die Schicht, innerhalb deren sich die nordische Rasse am besten erhalten hatte, muß man den Adel ansehen, die eugeneis, d.h. Wohlgeborenen, auch gennetai „Geschlechtsgenossen“ oder homogalaktes „Menschen gleicher Muttermilch“ genannt, ein Stand, der ursprünglich die Großbauern des attischen Stammes umfaßt haben mag. Es war diejenige Schicht, welche bei Homer als die oristoi erschienen war. Unter dieser Schicht folgte eine weitere Schicht von Freien, diejenigen freien Bauern, welche bei Homer als demû andres erschienen waren, den „Gemeinfreien“ des deutschen Mittelalters vergleichbar. Diese Schicht mag weniger als die der eugeneis durch überlieferte Anschauungen gehemmt worden sein, sich mit der nicht-nordischen vorhellenischen Bevölkerung Attikas zu vermischen.
Die nicht-nordische vorhellenische Bevölkerung im Aufbau des athenischen Staatswesens wird man unter den „Handwerkern“ zu suchen haben, welche in der sagenhaften Verfassung erscheinen, die Theseus dem Staatswesen gegeben haben soll. Zur nicht-nordischen Schicht sind ferner die Sklaven zu zählen, welche in Athen seit dessen Frühzeit nicht gering an Zahl waren und die im Lauf der Jahrhunderte durch Einfuhr hauptsächlich aus Kleinasien, somit aus Gebieten vorwiegend vorderasiatischer Rasse, immer zahlreicher wurden. In Athen und anderen hellenischen Stadtstaaten hat das Sklaventum eine viel größere Bedeutung für den Rassenwandel bekommen als in Sparta; dabei hat sich das Empfinden, daß die Sklaven und deren freigelassene Nachkommen Rassenfremde seien, noch bis in die Spätzeit Athens erhalten. Wie Herodotos eine Vorzeit seines Volkes erwähnt, die noch keine Sklaven gekannt habe, so unterscheidet Aristoteles die Rasse der Hellenen und Freien von der der Barbaren und Sklaven. Unter den Sklaven befanden sich auch kriegsgefangene Hellenen aus anderen Stämmen; ihre Zahl mag gering gewesen sein, doch hat die Sklavenschicht durch sie wohl einen schwachen Einschlag nordischer Rasse erhalten.
(Hans F.K. Günther: Rassenkunde Europas. Mit besonderer Berücksichtigung der Rassengeschichte der Hauptvölker indogermanischer Sprache, München 1929)
Prof. Dr. Hans F.K. Günther
Niedergang des Hellenentums I
Die eigentliche „Blütezeit“ des athenischen Geisteslebens, die Jahre zwischen Marathon (490 v.d.Z.) und Chaironeia (338 v.d.Z.) war demnach – lebensgesetzlich (biologisch) aufgefaßt – die höchste Stufe athenischen Lebens, von der aus athenisch-hellenischer Geist sich auszurecken vermochte, eine Stufe, aufgebaut über dem Staats- und Geistesbau der Vorväter, während zu gleicher Zeit schon die Aushöhlung dieses Baues begonnen hatte durch Schwinden der eigentlich tragenden Erbanlagen. 479 war die hellenische Freiheit vor den Persern gerettet worden, 431 begannen die Hellenen jene gegenseitige Ausmerzung ihrer Tüchtigsten, welche als der Peloponnesische Krieg (431-404 v.d.Z.) bekannt ist.
Als die beiden Gegner, Athen mit seinen Verbündeten und Sparta mit seinen Verbündeten, völlig ermattet waren, die athenische Flotte zerstört, Athen von den Spartanern eingenommen war, kam es 404 v.d.Z. zum Frieden. Der „Sieg“, d. h. die geringere Zerrüttung Spartas gereichte diesem nicht zu einem neuen Gedeihen. Theben erhebt sich gegen Sparta und besiegt dieses in der Schlacht bei Leuktra. Philippos, der König von Makedonien, sieht der gegenseitigen Ausmerzung der Hellenenstämme zu, bis er 338 v.d.Z. Athen und Theben bei Chaironeia zerschmettert.
Schon während des Peloponnesischen Krieges hatte Athen die Metoiken, die in Attika ansässigen Fremden, zu den Waffen gerufen und ihnen dafür das Bürgerrecht verliehen. Das Bürgerrecht wurde schließlich an jeden ausgeteilt, der sich dem Heere anschloß. Auch nach Chaironeia wurden auf Antrag des Vertreters der Volksherrschaft, Leokrates, zur Auffüllung der Lücken, welche die Schlacht gerissen hatte, wieder aus den Reihen der Unterschicht neue Vollbürger gewählt. Der Eupatride Lykurgos nannte diese weitere Ausdehnung des Bürgerrechts in seiner Rede gegen Leokrates das Schmerzlichste an dem Unheil, welches Athen betroffen habe.
Platon (427-347) hat sich aus seinem im wesentlichen nordischen Empfinden dem im wesentlichen vorderasiatischen Geiste der sophistischen Lehren entgegengestellt, den Athenern die tiefe Weisheit des altspartanischen Zuchtgedankens zu erschließen versucht und eine Art staatlicher Erbgesundheitspflege (Eugenik) vorgeschlagen, deren Einsichten und Forderungen durchaus mit denen der neuesten Erbgesundheitsforschung (Eugenik, Rassenhygiene) übereinstimmen. Ich habe dies in meinem Bändchen Platon als Hüter des Lebens. Platons Zucht- und Erziehungsgedanken und deren Bedeutung für die Gegenwart (1928) darzustellen versucht. Platons Einsicht und Wirken kam zu spät; er hat das selbst ausgesprochen.
Ein schwacher Einschlag nordischer Rasse ist auch bei den späten Hellenen noch zu bemerken. Die Schädelfunde zeigen eine immer stärkere Zunahme von Kurzköpfen, die man sich in der Hauptsache als die der vorderasiatischen Rasse denken muß, zugleich aber eine Abnahme an Geräumigkeit der Schädel, welche auf das Schwinden des hochwüchsigen Einschlags schließen läßt, dem eben der entsprechend größere, geräumigere Schädel eigen war. Zu Platons Zeit mögen die Hochgewachsenen und Blonden schon ziemlich selten gewesen sein.
Die meisten Dichter bleiben beim nordischen Schönheitsbilde der hellenischen Frühzeit: Ihre Götter und Helden, Göttinnen und Heldinnen werden immer noch als nordische Menschen geschildert. Einzelne Schriftsteller erwähnen noch Blonde unter ihren Zeitgenossen; Aristoteles erwähnt das Nachdunkeln der Haare; er erwähnt, daß bei dunkelgewordenem Haupthaare der Bart oft noch rötlich bleibe. Dikaiarchos schildert die Frauen Thebens noch im 2. Jahrhundert v.d.Z. als hochgewachsen und blond. Wie in allen Spätzeiten der Völker nordischer Rassenherkunft und indogermanischer Sprache, so beginnt man auch in den oberen Ständen Griechenlands, sich das Haar blond zu färben. Verschiedene Schriftsteller berichten von Blondfärbemitteln.
Schwarzes Haar und gar krauses Schwarzhaar galt auch in der Spätzeit bei den Hellenen noch als Anzeichen von Feigheit und List. Noch im 4. Jahrhundert n.d.Z. beschreibt der jüdische Arzt und Sophist Adamantios diejenigen Hellenen, welche etwas vom alt-hellenischen Schlage bewahrt hätten, als hochgewachsene, blonde Menschen mit heller Haut. Zu seiner Zeit war aber Griechenland von einer Bevölkerung bewohnt, welche fast nur noch aus den Spracherben, nicht mehr aus den Blutserben der Hellenen bestand.
Um 150 v.d.Z. hatte Polybios schon von dem Aussterben der griechischen Landschaften berichtet, wie die Städte sich leerten, die Landschaften verödeten, weil die Menschen aus Trägheit, Geldgier und Genußsucht nicht mehr heiraten, die Verheirateten höchstens noch ein oder zwei Kinder aufziehen wollten und so die Häuser leer blieben. Im Jahre 120 n.d.Z. fanden sich auf dem ganzen Peloponnes nur noch 3000 waffenfähige Männer, während diese Landschaft für Plataiai 479 v.d.Z. noch 74000 Krieger gestellt hatte. Polybios nennt seine Landsleute verkommene Bettler ohne Treu und Glauben, ohne Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Es war das Ende, das auf Entnordung und Entartung folgte.
(Rassenkunde Europas, a.a.O)